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erstellt am: 15 Nov, 2022

„Frankfurter Sportvereine in der Energiekrise nicht mehr belasten als unbedingt nötig“

SJF-Fragenkatalog an den Sportdezernenten der Stadt Frankfurt am Main

Frankfurt. Klickt man die Website des Frankfurter Dezernenten für Sport, Planen und Wohnen (Dezernat III) an, so fällt dem Besucher folgender Leitsatz des SPD-Politikers ins Auge.

„Veränderung ist das Gesetz des Lebens. Diejenigen, die nur auf die Vergangenheit oder die Gegenwart blicken, werden die Zukunft verpassen“ (John F. Kennedy)“.

Mike Josef ist nun gut ein Jahr im Amt, begleitet von der Corona-pandemie, der aktuellen Energiekrise und zunehmender Gewalt in Fußballstadien. Im Interview mit dem SJF-Journal bezieht Mike Josef klare Stellung zur aktuellen Situation der selbst ernannten „Sportstadt Frankfurt“.

Stadtrat Mike Josef (SPD): Frankfurter Dezernent für Sport, Planen und Wohnen (Dezernat III)

SJF-Journal: Sehr geehrter Herr Stadtrat, Sie sind nun etwas länger als ein Jahr auch als Dezernent für den Sport in Frankfurt am Main zuständig. Welche für Sie wichtigen Erkenntnisse haben sich in diesem ersten Amtsjahr für Sie ergeben. Ist Frankfurt eine „Sportstadt für Jedermann“?

„Die vielleicht wichtigste Erkenntnis ist die Erfahrung, dass sich eine Sportstadt – für die es ja keine offizielle Definition gibt – immer auf eine vielfältige und breit gefächerte Art und Weise aufstellen muss.

Natürlich gehören – für eine Großstadt wie Frankfurt – international bedeutende Sportereignisse und eine damit einhergehende Identifikation und Begeisterung der Stadtgesellschaft für ihre Stadt und deren sportlichen Großereignisse dazu – haben wir. Dazu gehört selbstverständlich eine vielfältige Sportvereinslandschaft mit sowohl großem und facettenreichen Breitensportangebot als auch leistungssportlich ausgerichteten Vereinen mit Bundesligamannschaften dazu – haben wir.“

„Gleichberechtigten Zugang zum Sport ermöglichen“

„Ebenfalls sehr wichtig ist die verlässliche Unterstützung dieser Turn- und Sportvereine bei ihrer Arbeit, sei es in finanzieller Hinsicht als Förderung der Vereine oder in der Bereitstellung und nachhaltigen und klimagerechten Weiterentwicklung einer modernen Sportinfrastruktur – machen wir.

Unser Ziel ist es, allen Frauen und Männern, Jungen und Mädchen aller Altersstufen, mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, aus allen sozialen Schichten und mit unterschiedlichen körperlichen Fähigkeiten einen gleichberechtigten Zugang zu Sport und Bewegung im unmittelbaren Umfeld der Wohnungen zu ermöglichen – darum bemühen wir uns sehr, liegt aber nicht immer in den Möglichkeiten der Sportpolitik.

Zu einer Sportstadt gehört meiner Meinung nach aber auch zum Beispiel der Aufbau einer nachhaltigen Organisationsstruktur für Bewegung und Gesundheitsförderung in Frankfurt – daran arbeiten wir ämterübergreifend.

Trotzdem bleibt noch viel zu tun. Denn kurz gesagt: „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“

SJF-Journal: Stichwort „Großevents“. Inwieweit haben Großveranstaltungen, wie z.B. der „Ironman“ auch für den Breitensport in Frankfurt Vorteile, bzw. können derartige Events zukünftig Vorteile bringen?

„Großevents üben schon immer eine große Faszination aus, denn man kann bekannte Spitzensportlerinnen und Spitzensportler sehen, und gerade Kinder und Jugendliche eifern ihnen nach. Spannend finde ich in diesem Zusammenhang aber eine Frage unserer Sportentwicklungsplanung in der damaligen Bevölkerungsbefragung: „Welche Aspekte sind Ihnen persönlich bei Sportveranstaltungen wichtig?“

„Bei Events mitmachen UND etwas erleben“

„Die drei meistgenannten Antworten – von je zwei Dritteln der Befragten – waren zum einen die „Gestaltung der Veranstaltung als Event mit vielfältigen Angeboten“ sowie „“Mitmachmöglichkeiten bei Sportveranstaltungen“ und zum anderen die „Sportveranstaltung zur Stärkung des Ansehens der Stadt Frankfurt“.

Neben der Identifikation mit der Ausrichterstadt Frankfurt stehen also das – auch sportliche – Mitmachen und das Erleben der Veranstaltung als Event im Vordergrund.

Es hat lange Tradition in Frankfurt, dass sich in den drei international bedeutsamen Sportgroßveranstaltungen, dem Radklassiker Eschborn-Frankfurt, dem Mainova IRONMAN European Championship Frankfurt sowie dem Mainova Frankfurt Marathon Marathonlauf Leistungssport und Breitensport begegnen und dabei den Stadtraum als gemeinsame Bühne nutzen.

Und nebenbei: im August fand ja in der Fabriksporthalle die Deutsche Meisterschaft Freestyle Calisthenics statt. Wer weiß, ob wir in fünf, sechs Jahren für die Ausübung einer Deutschen Calisthenics-Meisterschaft dann nicht die Ballsporthalle brauchen!“

SJF-Journal: Die Sportjugend Frankfurt hat in der Vergangenheit – insbesondere während der Corona-Pandemie im Jahr 2021 – viel Medien-Aufmerksamkeit und auch Lob für Ihre Aktivitäten rund um die Outdoor-Aktivitäten im Hafenpark erhalten. Diese Art der Aktivitäten könnten auch auf anderen Grünflächen der Kommune stattfinden. Doch derartigen Anfragen scheint das zuständige Grünflächenamt eher skeptisch gegenüberzustehen. Sehen Sie diesbezüglich Zukunftsmöglichkeiten?

Die zu Recht gelobten Outdoor-Aktivitäten der Frankfurter Sportjugend – nicht nur die während der Corona-Pandemie im Hafenpark – könnten selbstverständlich auch in anderen Parks und öffentlichen Grünflächen der Stadt stattfinden. Denn warum sollte in Frankfurt etwas nicht möglich sein, was in anderen Städten in Deutschland gängiger Alltag ist?

Plätze für neue Outdoor-Aktivitäten prüfen

Die Stadt Frankfurt hat in den vergangenen Jahren ca. 100.000 neue Bürgerinnen und Bürger hinzugewonnen, die Anzahl und Größe der Parks und öffentlichen Grünflächen hat sich dagegen nicht nennenswert erhöht, wenn man einmal von der Eröffnung des neuen Rennbahnparks absieht. Dies bedeutet natürlich, dass die Nutzungsintensität in den bestehenden Grünflächen zunimmt.

Es wird also zu überlegen sein, welche Parks und öffentliche Grünflächen für solche Outdoor-Aktivitäten aus verschiedenen Gründen eher nicht geeignet sind und in welchen – und da denke ich vor allem an die weitläufigen Flächen wie den Ostpark, den Niddapark und andere Grünflächen – in bestimmten Bereichen ein niederschwelliges und für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenfreies Sport- und Bewegungsangebot vor allem in den Sommermonaten installiert werden kann.

SJF-Journal: Die Gewalt in Fußballstadien nimmt sichtbar zu, auch bei Heimspielen der Frankfurter Eintracht. Stehen Sie diesbezüglich auch persönlich im Austausch mit dem Hessischen Innenminister und dem Verein Eintracht Frankfurt und welchen Einfluss kann die Kommune überhaupt auf diese zunehmende Gewalt und Präventivmaßnahmen nehmen?

Die Zunahme von Gewalt und Gewaltbereitschaft ist leider ein wachsendes gesellschaftliches Problem und nicht allein das Problem des Fußballs. Ich denke, dass es immer wichtiger wird, dass alle, die an der Durchführung von sicheren Fußballspielen beteiligt sind, sei es die Polizei mit ihren szenekundigen Beamten, die Fan- und Sicherheitsbeauftragten des Vereins, die Fan-Projekte, die Feuerwehr und Rettungsdienste, städtische Dienststellen sowie viele weitere Akteure, ihren Austausch, die Zusammenarbeit sowie Kommunikation untereinander intensivieren.

„Gewaltbereiter Kern der Fanszene kaum noch erreichbar“

Zum Beispiel gab es erst im September eine Einladung des hessischen Landespolizeipräsidenten Herrn Ullmann zu einer zweitägigen Tagung zur Einführung einer Konzeption „Stadionallianzen“ in Hessen an alle Vereine, Fanprojekte, städtische Behörden und die Polizei der hessischen Städte Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden, Offenbach und Kassel. Ziel dieser von der DFL organisierten und moderierten Veranstaltung war neben dem Kennenlernen aller beteiligten Akteure über die jeweiligen Stadtgrenzen hinaus die Intensivierung und Weiterentwicklung der Zusammenarbeit bei der Organisation und Durchführung von Fußballspielen.

Und selbstverständlich unterstützen wir als Stadt die hervorragende Arbeit unserer beiden Fan-Projekte bei Eintracht Frankfurt und dem FSV Frankfurt, die ja mit den beiden Fanszenen in engem Kontakt stehen. Es ist bedenklich, dass auch sie an den gewaltbereiten harten Kern der Fanszene kaum mehr erreichen.

SJF-Journal: In England hat man die Gewalt in Fußballstadien erfolgreich mit personifizierten Tickets und reinen Sitzplatz-Arenen bekämpft. Wäre dies auch ein Lösungsansatz für Frankfurt?

Das Verbot von Stehplätzen in England wurde nach der Hillsborough-Katastrophe in Sheffield im Jahr 1989 eingeführt, als es auf einer überfüllten Stehtribüne zu einem Massengedränge kam, das fast 100 Menschen das Leben kostete. Seitdem gibt es aber in England auch immer wieder Diskussionen über eine Wiedereinführung von Stehplätzen.

„Fußballspiel darf kein Luxus-Event sein

Ab dem 01. Januar 2022 laufen Pilotprojekte „Safe standing“ in einigen Stadien, die eine begrenzte Anzahl von Stehplätzen erlauben, wobei jedoch dabei der Einbau von Klappsitzen erforderlich wird, die einer einzelnen Person zugewiesen werden und die es erlauben, sich bei Bedarf auch wieder zu setzen.

Weiterhin sollte auch erwähnt werden, dass in England für ein Ticket – je nach Platz – zwischen mindestens 50 und 100 Euro bezahlt werden muss, einzig für Rentner und Kinder gibt es verbilligte Konditionen. Ich denke jedoch – und das ist mir sehr wichtig -, dass der Besuch eines Fußballspiels kein Luxusevent werden darf und für wirklich jeden Fan erschwinglich sein sollte.

SJF-Journal: Die Energiekrise betrifft auch Sportstätten. Inwieweit wird die Kommune den betroffenen Vereinen helfen, diese Extra-Kosten zu schultern und welche Einsparmaßnahmen kommen auf die Vereine bei der Nutzung von Sportstätten zukünftig zu?

Wenn wir von der Energiekrise reden, betrifft das zum einen kurzfristig die herausfordernde Lage in diesem Winter und mittelfristig die keinesfalls harmlosere Energiesituation in den kommenden Jahren.

Eine Umfrage vom Institut für Sportstättenentwicklung (ISE) hat ergeben, dass momentan 40% aller deutschen Sportvereine starke Auswirkungen durch die Energiekrise erwarten, 6% sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. Das deckt sich mit den Berichten, die mich von Sportvereine in Frankfurt erreichen. Damit die Sportvereine einigermaßen gut den Winter überstehen – und hierbei stehen vor allem die Turn- und Sportvereine mit eigenen Sportanlagen im Blickpunkt -, bedarf es der Unterstützung seitens des Bundes, der Länder sowie der Kommunen. Wie solche Unterstützungspakete aussehen können, wird derzeit in allen Gremien beraten.

„Leistungsangebote trotz Energiekrise aufrechterhalten“

Zugleich ist die Stadt Frankfurt– wie alle anderen Kommunen – auch im Sportbereich gefordert, wirksame Maßnahmen zu entwickeln, die zum einen Energie einsparen und zum anderen die Turn- und Sportvereine nicht mehr belasten als unbedingt nötig. Dabei gilt mein Grundsatz, dass gerade nach der Pandemie der Sportbetrieb für die Vereine und damit ihr Leistungsangebot für die Frankfurterinnen und Frankfurter soweit wie möglich aufrecht erhalten bleiben soll. Die Maßnahmen, die wir in die Wege geleitet haben, wie etwa Herabsetzung der Luft- und Wassertemperaturen in den Frankfurter Bädern um zwei Grad, führen in der Summe dazu, dass der Sport ca. 20% Energie einsparen wird.

Das im Jahr 2021 beschlossene Klimaschutzgesetz sieht vor, dass bis 2030 – also in acht Jahren – eine Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen um 65% erreicht werden muss.

Dieses Ziel ist nur mit Modernisierungs- und Dekarbonisierungsmaßnahmen zu erreichen, die Beheizung und der technische Betrieb der Sportanlagen in Deutschland soll bis dahin ausschließlich mit regenerativ erzeugtem Strom erfolgen. Auch hier werden die Turn- und Sportvereine mit eigenen Anlagen Unterstützung bei der Umstellung auf erneuerbare Energien brauchen. Die Themen Energie und Klimaziele werden uns also noch viele Jahre begleiten.

Das Interview führte Jochen Golle

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