Sieg in Istanbul – FC Bayern ausgekontert – Marmoush Top-Torschütze
Frankfurt. Gratulation an Eintracht-Trainer Dino Toppmöller und sein Team. Dem verdienten 3:1-Auswärtssieg bei Besiktas Istanbul in der Euro-League folgte drei Tage später gegen Rekordmeister FC Bayern München vor 58.000 begeisterten Fans im heimischen Stadion ein spektakuläres 3:3 (Tore: 2x Marmoush/1x Ekitiké). Nach 6 Spieltagen (4 Siege, 1 Remis, 1 Niederlage) bedeutet dies Tabellenplatz 3 (13 Punkte) hinter den Teams des FC Bayern München und RB Leipzig (je 14) aber vor dem Deutschen Meister Leverkusen (Platz 5/11 Punkte), der ambitionierten Dortmunder Borussia (7/10) und Vizemeister VfB Stuttgart (8/9).
Marmoush ist Top-Torjäger und Top-Spieler der Bundesliga
Wesentlichen Anteil an dieser bemerkenswerten Zwischenbilanz hat Stürmer Omar Marmoush, der sich erst wenige Tage vor Saisonstart für einen Verbleib bei der Eintracht entschieden hatte. Mit bereits 8 Toren (nur 1 Strafstoß) führt er die Bundesliga-Torschützenliste an, ist aktuell zudem bester Scorer (12 Punkte/8 Tore/4 Assists) vor Harry Kane (FCB: 5/7) und mit einer Kicker-Durchschnittsnote von 1,83 auch aktueller Topspieler der höchsten deutschen Spielklasse, vor dem Leipziger Keeper Gulasci (2,08) und Nationalspieler Musiala (2,30) der beim spektakulären 3:3 in Frankfurt verletzt fehlte.
FC Bayern mit „Top-Speed-Kontern“ ausgehebelt
Grundlage des Punktgewinns über den individuell klar besser besetzten Kader des FC Bayern, der mit 123 Kilometern knapp 6 Kilometer mehr Laufleistung auf den Rasen brachte, die Torschuss- (24:6), Pass- (853:305) und Ballbesitz-Quote (74%) klar für sich entscheiden konnte, war die kluge Strategie des Eintracht-Trainers, auf die individuelle Sprint-Überlegenheit seines Sturmduos Etikité (Bundesligaplatz 7/35,56 km/h) und Marmoush (13/35,14) gegenüber den beiden FCB-Innenverteidigern (Upamecano: 52/33,98 km/h) und Kim (78/33,54) zu setzen. Beim 1:1 und 2:2 rannte Marmoush Upamecano zweimal mit dem Ball am Fuß im direkten Duell davon, erzielte das 1:1 selbst und bereitete das zwischenzeitliche 2:2 von Ekitiké mustergültig mit einem Querpass vor. Vor dem umjubelten 3:3-Ausgleich in der 4. Minute der Nachspielzeit, sahen auch Kim und der für Upamecano eingewechselte Dier nur die Rücklichter des aktuell besten Bundesligaspielers.
Bayern-Sportdirektor Eberl redet Eintracht-Leistung schlecht
Wenngleich viele der vorab genannten Statistiken einen glücklichen Eintracht-Punktgewinn attestieren, der im Stadion wie ein Sieg gefeiert wurde, war dieser Teilerfolg der technisch unterlegenen Frankfurter, Resultat eines perfekt ausgeklügelten Spielplans, der vorsah, gegen hochstehende „Bayern“ mit schnellen, lang gespielten Pässen auf die beiden Sturmspitzen das offensichtliche Tempodefizit der Bayerndefensive auszunutzen. Kompliment, dieser Plan ist voll aufgegangen.
Davon wollte Bayerns Sportdirektor Max Eberl nach Spielschluss in der Mixed Zone allerdings nichts hören. Spürbar verärgert reagierte er auf kritische Fragen einiger Journalisten, die das grundsätzlich „hochstehende“ offensive Spielsystem des Bayern-Trainers Vincent Kompany und die mangelnde Grundschnelligkeit der Bayern-Verteidiger kritisierten. „Ganz ehrlich, habt Ihr ein Gefühl gehabt, das Frankfurt mal eine Ballstafette von 5 bis 7 Kontakten hatte? Nein, hatten sie nicht“, beantwortete Eberl seine Frage selbst und redete die Leistung der Eintracht schlecht. Immerhin lobte er deren „zwei hervorragende Konter“, die seiner Mannschaft „weh getan“ haben. Diese habe darauf aber „sofort reagiert“, sei „gut im Spiel geblieben“, was er seiner Mannschaft „extrem hoch anrechne.“
Eberl. „Was uns ankotzt ist das Ergebnis!“
In der zweiten Halbzeit habe Eintracht Frankfurt „einmal aufs Tor geschossen“. Ansonsten habe man die Eintracht „erdrückt“. Eberl konnte im Spiel seines FC Bayern „keine negativen Dinge finden, außer die drei Gegentore“. Alles andere, „was nach vorne war, was Intensität war … (holte tief Luft und fragte) „wann ist Bayern München in Frankfurt mal 6 Kilometer mehr gelaufen?“ Man habe den Tabellenzweiten der Bundesliga „erdrückt“, wiederholte er mit Nachdruck. Das Einzige, was ihn „ankotze“ sei das Ergebnis.
Die nächsten Gegner heißen Bayer Leverkusen und Riga FS
Eintracht Frankfurt und seinem Trainerteam dürften diese persönliche Bewertung Eberls ein zufriedenes Schmunzeln abringen. Dieses 3:3 wird das neu entstandene Eintracht-Teamgefüge weiter stabilisieren, wohl wissend, dass die gegen den Rekordmeister (erfolgreich) praktizierte Defensiv- und Nadelstichtaktik keine Dauerlösung sein kann.
Bereits nach der Länderspielpause wartet am 19. Oktober (Anstoß: 15.30 Uhr) das schwierige Auswärtsspiel beim Deutschen Meister Bayer Leverkusen, der an diesem Spieltag im eigenen Stadion gegen den weiterhin sieglosen Aufsteiger Holstein Kiel nur ein 2:2 erzielte. Man darf gespannt sein, mit welcher Taktik Dino Toppmöller Meistertrainer Xabi Alonso in Leverkusen überraschen wird. Jochen Golle