Eintracht Frankfurt verliert drittes Heimspiel in Folge

Zum dritten Mal in Folge verloren die Eintracht-Profis am vergangenen Samstag ein Bundesliga-Heimspiel und holten damit in diesem Jahr zu Hause noch keinen einzigen Bundesliga-Punkt. Dem unglücklichen 2:3 gegen das Top-Team von Borussia Dortmund, folgten gegen Abstiegskandidat Bielefeld und den Krisenclub VfL Wolfsburg zwei 0:2-Heimniederlagen, deren Zustandekommen den Eintracht-Fans Kopfzerbrechen bereiten. Nur ein (Auswärts-) Erfolg im Jahr 2022 beim aktuell erfolgslosesten Bundeliga-Team Stuttgart und ein Remis beim Drittletzten Augsburg ergeben lediglich 4 von 15 möglichen Punkten, Das ist einfach viel zu wenig für den Anspruch des zum Ende des letzten Jahres so erfolgreich aufspielenden Teams von Trainer Oliver Glasner.

Wo ist das „Mentalitäts-Monster“
Es ist auffällig, wie wenig emotional der Eintracht-Kader zuletzt im eigenen Stadion auftrat. Kaum ein Spieler, der sich von der Körpersprache her gegen die drohende Niederlage und die teilweise (von Schiedsrichter Willenborg geduldeten) unsportliche Spielverzögerungs-Tricks der Wolfsburger zur Wehr setzten. Es fehlt der Eintracht aktuell ein „Aggressive-Leader“, wie es noch im vergangenen Jahr Abwehrchef Hinteregger war, der jedoch aktuell von seiner Bestform meilenweit entfernt ist und gegen Wolfsburg beide Tore maßgeblich verschuldete. Seinen zum Strafstoß führenden Rempler gegen Wolfsburgs „Schlitzohr“ Kruse vor dem 0:1 (VAR bewertete – anders als der Schiedsrichtet – ein Foul im Strafraum) muss der etwas einseitig zugunsten Wolfsburg bewertende Referee Willenborg zwar nicht pfeifen, und das 0:2 durch Lukebakio ins kurze Torwarteck hätte Keeper Trapp durchaus verhindern können. Dennoch agierte Hinteregger in beiden Szenen äußerst unglücklich.
Das einstiger „Mentalitäts-Monster“, der die Fans so herrlich begeistern konnte, wirkt aktuell einfach nur hilflos, und keiner seiner am letzten Spieltag eingesetzten Mitspieler konnte diese Rolle nur ansatzweise übernehmen.

Warum stellte Glasner so defensiv auf?
Auch der zum Jahresabschluss zurecht gelobte Trainer Oliver Glasner muss sich hinterfragen, ob er aktuell auf die richtigen Spieler, die zum Gegner passenden Taktik setzt, und die ausgewählten Kicker entsprechend emotionalisiert auf den Platz schickt. Die als offensive Flügelspieler eingesetzten (gelernten Außenverteidiger) da Costa und Lenz, wirkten völlig überfordert und teilweise erschreckend harmlos. Kaum einmal konnten sie die beiden klein gewachsenen Stürmer Borré und Lindström in gefährliche Strafraumszenen bringen. Erst als Glasner die harmlose Flügelzange durch Kostic (62. Minute) und Neuzugang Knauf (70.) ersetzte, keimte im Stadion (wieder 10.000 Fans) ein wenig Stimmung und Hoffnung auf. Aber warum wechselte Glasner nicht schon zur Halbzeit, warum ging sein Team die zweite Halbzeit ähnlich bedächtig und emotionslos an wie vor dem Pausenpfiff?

Ein wenig mehr „Baumgart“, Herr Glasner
Wie man ein Team motiviert und permanent unter Strom hält, hat Glasners nächster Trainer-Gegner, Kölns Steffen Baumgart zuletzt sogar (Corona-bedingt) auf der eigenen Wohnzimmer-Couch zelebriert (sein Home-Video ist Kult). Der 1.FC Köln liegt aktuell mit einem Punkt Vorsprung auf Rang 8, zwei Plätze vor der Eintracht, die jedoch weiterhin nur drei Punkte Rückstand, auf den derzeit von Leipzig belegten, letzten Champions-League-Platz 4 hat. Insofern kommt dem kommenden Auswärtsduell (Samstag, 18.30 Uhr) in Köln eine Schlüsselspiel-Rolle zu. Der Sieger mischt im Rennen um die internationalen Plätze weiter mit, der Verlierer könnte den Anschluss verlieren.
Man mag Oliver Glasner deshalb zurufen: „Ein bisschen mehr Baumgart bei der (Kabinen-) Ansprache, eine forschere Herangehensweise und rechtzeitige personelle Wechsel, wenn es notwendig erscheint. Und bei Martin Hinteregger sollte Oliver Glasner in dieser Trainingswoche genau hinsehen, bevor er ihn gegen Kölns Ausnahme-Stürmer Modeste antreten lässt. Der junge selbstbewusste Ndicka ist mehr als nur eine Alternative auf der Position des Abwehr-Chefs. Jochen Golle