Eintracht Frankfurts schwieriger Kampf um den sportlichen Erfolg
Spielerisch glänzt das Team von Eintracht-Trainer Glasner derzeit wie schon lange nicht mehr. Toller Kombinationsfußball, schnell und mit Zug zum Tor vorgetragene Angriffe sowie leidenschaftliche und zumeist gewonnene Zweikämpfe. Sowohl beim historischen, weil ersten Champions-League-Heimsieg (2:1 gegen Olympique Marseille; Tore: Kamada und Kolo Muani) als auch vier Tage später bei der unglücklichen 1:2-Heimniederlsage gegen Borussia Dortmund (Tor: Kamada) zauberte insbesondere das Offensiv-Quartett Kamada, Lindstrøm, Götze und Kolo Muani wie seit Uwe Bein, Antony Yeboah und Andreas Möller nicht mehr gesehen.
Trainer Glasner hat das Team besser gemacht
Anders als unter seinen Vorgängern Kovac und Hütter, ist es Trainer Oliver Glasner gelungen, den aggressiven, auf Gegenpressing ausgerichteten Stil spielerisch zu verbessern und torgefährlicher zu machen. Einzig am Torabschluss von Kolo Muani, der speziell gegen Dortmund erneut aus zwei aussichtsreichen Situationen den Torhüter anschoss, muss der Eintracht-Coach noch arbeiten. Dies ist ihm bei Lindstrøm, dem „Chancentod“ der letzten Bundesliga-Rückrunde, bereits eindrucksvoll gelungen.

VAR-Blackout und Schiedsrichter sorgen für Skandal
Dass die Eintracht (Platz 5/20 Punkte) – trotz hervorragender sportlicher Performance – aktuell nicht auf Bundesliga-Tabellenplatz 4 und vor Borussia Dortmund (Platz 4/22) steht, haben Glasner und seine Kicker aber primär dem gegen Dortmund versagendem Schiedsrichter Stegemann und seinem „VAR“ im Kölner Keller, Dr. Robert Kampka zu verdanken, die beide in der 42. Spielminute beim Stand von 1:1 ein klares Strafraum-Foul (zu Boden stoßen) von Dortmunds Adeyemi an Jesper Lindstrøm übersehen haben wollen, und damit den Skandal dieses 12. Bundsliga-Spieltags auslösten. Während der vom DFB als aktiver Schiedsrichter bereits vor Monaten aus der 1. Bundesliga abgezogene und auch bereits im DFB-Pokal als VAR negativ aufgefallene Kampka bislang keinerlei Stellungnahme zu seinem Nichteingreifen abgab, entschuldigte sich Schiedsrichter Stegemann in mehreren TV-Interviews bereits mehrfach für seinen „Wahrnehmungsfehler“. Doch weder diese Entschuldigung, sowie das vielstimmige prominente „Entsetzen“ über diesen VAR-Blackout“ können Eintracht Frankfurt für diese auch sportlich unverdiente Niederlage entschädigen. Wie bereits beim 1:1 in Berlin (durch VAR zurück genommener Strafstoß für die SGE), entschieden die „Unparteiischen“ mutmaßlich zweimal ein Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt.

Alles-oder-Nichts-Spiel in Lissabon
Während Oliver Glasner und sein Team in der Bundesliga noch 22 Spiele vor sich haben, um sich in der kommenden Saison erneut für die Champions-League zu qualifizieren, steht die Eintracht am kommenden Dienstagabend (1.November/21.00 Uhr) in Lissabon vor einem echten Endspiel. Vom Gruppensieg bis hin zum totalen internationalen Ausscheiden ist beim Duell gegen Sporting Lissabon alles drin. Diese CL-Gruppe D, mit Tottenham (8 Punkte), Sporting Lissabon und Eintracht Frankfurt (je 7) sowie Marseille (6) bietet mit den Duellen Lissabon gegen Frankfurt und Marseille gegen Tottenham am letzten Vorrundenspieltag immer noch allen Teams die Chance auf den Gruppensieg.
Nur ein SGE-Sieg garantiert das CL-Achtelfinale
Für die Eintracht stellt sich die Ausgangssituation wie folgt dar:
Mit einem Sieg in Lissabon beendet man die CL-Vorrunde als Gruppensieger, wenn Tottenham nicht in Marseille gewinnt, sonst als Gruppenzweiter.
Ein Unentschieden oder eine Niederlage in Lissabon reicht der SGE nur zu Platz 3 (Euro-League KO-Phase) aber nur wenn Marseille nicht gegen Tottenham gewinnt. Sonst wären die „Adler“ international ausgeschieden.
Bei Remis droht „historisch bestes Scheitern“
Auch eine bislang in der Champions-League noch nie vorgekommene Situation ist möglich, mit tragischen Folgen für die Eintracht. Bei einem Remis in Lissabon und Marseille-Sieg über Tottenham, wären die Franzosen mit 9 Punkten Gruppensieger und alle drei anderen Teams hätten 8 Zähler, wobei die Eintracht den direkten Vergleich gegen Tottenham (0:0/2:3) und Lissabon (0:3/Remis) verloren hätte und als Tabellenletzter ausscheiden würde.
Trainer Glasner und seine zuletzt sportlich überzeugende Mannschaft werden sicher alles tun, um nach der „Skandal-Niederlage“ gegen Dortmund ein solches „historisch bestes Scheitern“ zu verhindern.

Besonderes UEFA-Augenmerk auf wieder aktive Pyro-Fans
Unabhängig vom sportlichen Ausgang wird die UEFA einen speziellen Blick auf die auch in Lissabon sicher wieder beeindruckende Eintracht-Fankurve haben, in der sowohl gegen Marseille als auch gegen Dortmund wieder massives Pyro-Feuerwerk abgebrannt wurde. Sollte es auch in Lissabon zu derartigen (verbotenen) Aktionen kommen, droht den „unter Beobachtung“ stehenden Fans der Eintracht auch beim sportlichen Weiterkommen der vorrübergehende Ausschluss vom internationalen Wettbewerb. Das wäre kontraproduktiv.
Jochen Golle