Eintracht zwischen Buli-Lust und Champions-League-Frust
Mit dem italienischen Tabellenführer SSC Napoli kehrte am vergangenen Dienstag im Champions-League-Achtelfinale erstmals ein europäischer Gegner im Waldstadion vor, der den Eintracht-Profis (zumindest an diesem Abend) die spielerischen Grenzen aufzeigte. Lediglich 20 Minuten konnten die Hausherren dem danach in fast allen Bereichen überlegenen Gegner Paroli bieten. Danach beherrschten die Gäste das Spiel nach Belieben und nutzten den oftmals unkonzentrierten Spielaufbau und die offensichtlichen Abwehrschwächen des Bundesliga-Sechsten schonungslos aus.
Kevin Trapp hält Strafstoß
In der 36. Minute konnte der starke Eintracht-Keeper Kevin Trapp mit einem grandios gehaltenen Foulelfmeter von Kvaratskhelia den Rückstand noch verhindern. Zuvor hatte Napolis Lozano an den Pfosten geschossen, ehe der insgesamt überfordert wirkende Buta Napolis Mittelstürmer Osimhen an der Strafraumgrenze unglücklich zu Fall gebracht hatte. Doch bereits in der 40. Minute überrannte der pfeilschnelle Lozano (nach Fehlpass von Götze) den ebenfalls unglücklich spielenden Ndicka einmal mehr. Seine scharfe Hereingabe verwandelte Osimhen aus wenigen Metern zum Führungstor der Gäste.
Kolo Muani fliegt vom Platz
Endgültig entschieden war das Spiel in der 58. Spielminute, als Kolo Muani im gegnerischen Strafraum, den in den Zweikampf hinein fliegenden Anguissa unabsichtlich in den Fuß tritt und vom portugiesischen Schiedsrichter mit „Rot“ vom Platz gestellt wird. In Unterzahl wehrten sich die Eintracht-Profis gegen den technisch hochklassigen Tempofußball des italienischen Tabellenführers erfolglos und hatten letztendlich Glück, dass den Gästen lediglich ein weiterer, sehenswert herauskombinierter Treffer durch Di Lorenzo gelang.
Ohne den im Rückspiel am 15.März in Neapel gesperrten Torjäger Kolo Muani und unter dem Eindruck der gezeigten Stärke des Gegners, stehen die Chancen der Hessen auf ein Weiterkommen in der Champions-League eher negativ.
Gegen Leipzig seit 7 Spielen unbesiegt
Besser läuft es für das Team von Trainer Glasner in der Bundesliga. Nach dem schwachen Auftritt in Köln und der damit verbundenen ersten Bundesliga-Niederlage in 2023 (0:3), präsentierte sich Eintracht Frankfurt beim 2:0-Heimsieg gegen Werder Bremen wieder konzentrierter und mutiger. Ein Eigentor von Bremens Kapitän Friedl und ein typisches Mittelstürmer-Tor von Kolo Muani (siehe Foto) festigte Liga-Platz 6 (38 Punkte) vor dem Siebten Wolfsburg (30). Den für die kommenden Champions-League-Saison wichtigen Platz 4 belegt aktuell der SC Freiburg (40), der am kommenden Wochenende Bayer Leverkusen empfängt. Zwischen Freiburg und Frankfurt steht aktuell der nächste Eintracht-Gegner RB Leipzig (39 Punkte), gegen den die Hessen seit 7 Spielen nicht mehr verloren haben. Dreimal siegte die Eintracht, bei 4 Unentschieden. In der Vorrunde schossen Kamada, Rode, Tuta und Borré die Sachsen mit 4:0 aus dem Stadion. Insgesamt spielten beide Teams seit dem Aufstieg der Sachsen 2017 erst 14-mal gegeneinander.
Kehren Rode und Hasebe ins Team zurück?
Inzwischen hat Leipzig den Trainer gewechselt. Dem glücklosen Domenico Tedesco folgte mit Marco Rose ein Trainer, der den Erfolg nach Leipzig zurückbrachte. Seit 16 Spielen sitzt der gebürtige Leipziger bei RBL auf der Trainerbank, holte mit seinen Spielern 10 Siege, vier Unentschieden und verlor nur zweimal, davon das letzte Heimspiel gegen Union Berlin mit 1:2. Rose übernahm das Team am 7. Spieltag mit 8 Punkten auf Platz 12 und führe es sukzessive nach oben.
Für Eintracht-Trainer Glasner wartet am kommenden Samstag (Anstoß: 15.30 Uhr) also ein absoluter Topgegner, der am Mittwochabend ebenfalls noch in der Champions-League antreten musste (Spiel gegen Manchester City war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). Gegen die ebenfalls sehr spielstarken Sachsen wird ein verbessertes Defensivverhalten und ein kontrollierterer Spielaufbau notwendig sein. Die gegen Neapel geschonten erfahrenen Profis Rode und Hasebe könnten in beiden Bereichen für mehr Stabilität sorgen. Das die Eintracht-Profis vor dem richtungsweisenden Duell in Leipzig einen Tag länger durchschnaufen können, könnte über 90 Minuten gesehen zum Vorteil werden. Aber grundsätzlich sollte man in Frankfurt die Champions-League-Träume konsequent ausblenden und sich mit aller Kraft auf die Bundesliga und den angestrebten Platz 4 ausrichten. Jochen Golle