Reist die Sieglos-Serie ausgerechnet gegen den 1.FC Union Berlin?
Eintracht Frankfurt hat zwei Jahre hintereinander Europapokal-Geschichte geschrieben. Nach dem Gewinn der Europa-League 2022 folgte das bemerkenswerte Erreichen des Champions-League-Achtelfinales, welches am Mittwochabend mit 0:3 gegen ein starkes Team des SSC Napoli verloren ging (Hinspiel: 0:2). „Jetzt müssen wir in Liga und Pokal das Maximale herausholen“, gab Eintracht-Keeper Kevin Trapp nach Spielschluss in Neapel ein klares Statement ab. Zurecht, denn in der Bundesliga ist Eintracht Frankfurt (Platz 6/40 Punkte) drauf und dran nicht nur den Anschluss auf die Champions-League-Plätze zu verspielen (aktuell 5 Punkte hinter Leipzig, Union Berlin und Freiburg), sondern muss die Clubs aus Mainz (36), Wolfsburg (35) und Leverkusen (34) auf Distanz halten, um in der kommenden Saison überhaupt wieder auf Europäischem Level spielen zu können.
Eintracht in der Liga drei Spiele sieglos
In der Liga läuft es für das Team von Cheftrainer Glasner aktuell nicht rund. Nur ein Erfolg (2:0-Heimsieg gegen Bremen) in den letzten fünf Spielen und zuletzt drei sieglose Partien gegen Leipzig (1:2), Wolfsburg (2:2) und Stuttgart (1:1) haben die in 2022 erarbeitete Ausgangsposition verschlechtert. Speziell beim letzten Heimspiel gegen den Abstiegskandidaten VfB Stuttgart wurde deutlich, dass einige bisherige Stammspieler (Kamada, Götze, Tuta) weit von ihrer Bestform entfernt sind. Dazu fällt auch noch Offensivspieler Jesper Lindström für längere Zeit aus und wird beim richtungsweisenden Auswärts-Bundesligaduell (So., 19.03., 15.30 Uhr) gegen Union Berlin fehlen.
Auch Union Berlin viermal ohne Liga-Sieg
Aber auch Union Berlin, dessen Team Wochen lang als „Meisterschafts-Aspirant“ gehandelt steckt in einer Formkrise, hat ebenfalls nur eines der letzten fünf Liga-Partie gewonnen und ist sogar seit vier Spielen sieglos (3U/1N). Beide Teams waren in dieser Woche international aktiv (Ergebnis von Union Berlin stand bei Redaktionsschluss nicht fest), wobei die „Adler“ einen Tag länger Ruhepause hatten, was sich am Sonntag als vorteilhaft erweisen könnte.
Union in dieser Saison zu Hause unbesiegt
Und dennoch ist Union Berlin speziell im eigenen Stadion schwer zu bezwingen. In dieser Saison ist das das Team von Trainer Urs Fischer im eigenen Stadion unbesiegt, gewann 7 von 11 Partien und holte damit „zu Hause“ 25 von 33 möglichen Punkten (76%). Eintracht Frankfurt gewann nur vier der bislang 12 Auswärtsspiele, holte dank weiterer 5 Unentschieden aber respektable 17 von 36 möglichen Auswärtspunkten (47%). Chancenlos reisen die Hessen also nicht zu den Berlinern, die allerdings mit einem beruhigenden 5-Punkte-Vorsprung in dieses Duell gehen und mit einem Sieg den Vorsprung auf 8 Punkte vergrößern könnten. Den gleichen Vorsprung kann auch CL-Konkurrent Leipzig an diesem Spieltag mit einem Sieg in Bochum herausspielen.
Erst Liga- dann Pokal-Duell
Für Trainer Oliver Glasner beginnen also am kommenden Sonntag in Berlin die „Wochen der Wahrheit“. Nach dem brisanten Liga-Duell am Sonntag in Berlin folgt nach der Länderspielpause das Freitag-Abend-Heimspiel gegen Abstiegskandidat Bochum (31.03.,20.30 Uhr) und nur vier Tage später das Pokal-Viertelfinale gegen Union Berlin im eigenen Stadion. Nur mit zwei Bundesligasiegen bleibt Eintracht Frankfurt auf Champions-League-Kurs. Ein Sieg im Pokal wäre mit Blick auf die Europa-League-Qualifikation (der Pokalsieger ist automatisch qualifiziert) ein psychologisch wichtiger Erfolg.
Vertragsunsicherheit: Wem vertraut Glasner
Die offenen Vertragssituationen bei Kamada, Ndicka (Verträge laufen aus) und Knauff (Leihe läuft aus) sowie die stetige Diskussion um die Zukunft von Top-Stürmer Kolo-Muani (wird trotz längerfristigem Vertrag angeblich von europäischen Top-Clubs umworben) scheinen sich zudem zunehmend negativ auf die Leistung der Eintracht-Profis auszuwirken. Auch diese Situation wird Trainer Glasner analysieren müssen, um in dieser entscheidenden Saisonphase jene Spieler aufs Feld zu schicken, die mit 100 Prozent für den Erfolg von Eintracht Frankfurt kämpfen und spielen. Jochen Golle